1970 - der Vietkong kapituliert!
Dieses Szenario basiert
auf einigen Postings aus dem Zeitenschmiede-Forum
[Posting 01.Tamerlan]
Nach einem zermürbendem
Krieg, haben es die Amerikaner geschafft mit einer beispiellosen
Offensive, während der Tet-Feiern der Vietnamesen, die Norvietnamesische
Armee derart zu demoralisieren, dass im Jahr 1968 kein nennenswerter
Widerstand seitens der kommunistischen Führung zu erwarten wäre.
Dies wurde ermöglicht durch massiven Einsatz von
grossflächigen Bombardements auf strategische Ziele im Norden.
Hier ein Bericht von unserem Reporter vor Ort:
"Es ist nicht zu fassen, wir stehen kurz vor den Toren von Hanoi,
überall nur Leichen und der beissende Geruch von Napalm. Unsere
Luftwaffe und die Marines haben ganze Arbeit geleistet. Unsere Marines
steht kurz vor dem Durchbruch. Bald wird der Tag kommen und Onkel
Ho muss vor uns auf den Knien kriechen!"
Enthusiastischer kann ein Kriegsbericht nicht klingen.
Aussenminister Robert. F. Kennedy spricht von einem bedeutendem
Tag, der Sieg liegt greifbar nahe. Paris 1970: Ein sichtlich getroffener
Mann mit weissem Rauschebart und freundlich, braunen mandelförmigen
Augen unterzeichnet die Kapitulationserklärung der Nordvietnamesischen
Volksrepublik. Und wieder wurde ein kommunistisches Kapitel durch
die Supermacht USA beendet. Wo die Franzosen kläglich bei Dien Bhien
Phu versagten, brillierten die ausgezeichnet ausgebildeten Truppen
der amerikanischen Verbände. Es ist nicht von der Hand zu weisen,
dass die Amerikaner mit Ihrem High-Tech-Waffenarsenal den Krieg
entscheidend für sich beinflusst haben.
*
[Posting 02.Churchill]
1.2.1974 *gong* Hier ist das erste deutsche Fernsehen
mit der Tagesschau!
"Guten Abend, meine Damen und Herren! In der Afghanistanischen
Hauptstadt Kabul besetzten heute offenbar mit Teilen der KP verbündete
Panzer-Truppen das Regierungsviertel. Zur gleichen Zeit wird gemeldet,
dass an der afghanisch-sowjetischen Grenze mehrere Divisionen konzentriert
werden. Eine Verbindung mit den Machtkämpfen der afghanischen KP
und dem angeblichen bevorstehenden Angriff der sowjetischen Truppen
wird vom Kreml zurückgewiesen."
"Am 9.4.1974 erreichen sowjetische Panzerspitzen
Kabul. Panzergefechte sind zu hören. Die Rote Armee beendet seit
ihrem Überfall auf Afghanistan die Spaltung der afghanischen KP.
Man hört nun Hubschrauber und Kampfflieger..."
Das waren die letzten Worte des ARD-Korrespondenten
Thomas Roth in Kabul.
Eine fehlgeleitete Mig-Lenkrakete traf sein Hotel.
*
[Posting 03.Andriz]
"Die Domino-Theorie der US-Konservativen scheint
sich zu bestätigen und kann nur durch eine unnachgiebige Haltung
der USA und seiner Verbündeten verhindert werden." Nach dem Sieg
in Vietnam gerät Südostasien aus dem Fokus des allgemeinen Interesses.
Der Kommunismus verspielt seine Symphatien bei der westlichen Studentenschaft
durch die Besetzung Afghanistans. Die USA rüsten Pakistan und den
Iran auf. Doch dann geschieht das unerwartete - im Iran erheben
sich islamische Fundamentalisten und Anti-Monarchisten gegen den
Schah. Nach nur zwei Wochen Aufstand verlässt der Regent sein Land
in Richtung Ägypten. Die USA haben ihren wichtigsten Verbündeten
am Golf verloren. Gleichzeitig intensiviert die UdSSR ihre Beziehungen
zu Irak, Indien, Syrien und Jordanien. Ein Plan zur Eroberung der
arabischen Halbinsel entsteht.
*
[Posting 04.Churchill]
Die UdSSR baut Afghanistan innerhalb von 6 Jahren
zum perfekten Satellitenstaat aus. Doch die Taliban-Milizen, unterstützt
vom CIA leisten effektiven Widerstand. Breschnew lässt die sowjetische
Sollstärke in Afghanistan auf 400 000 Mann aufstocken. Das Kalkül
bleibt auch dem Westen nicht verborgen.
Der Iran ist das neue Ziel der sowjetischen Machtpolitik.
Der Irak wird mit massiven Waffenlieferungen auf einen Krieg gegen
den Irak vorbereitet, die beste Waffentechologie soll die zahlenmässige
Unterlegenheit von Saddam Husseins Armee kompensieren. 1980 beginnt
der Krieg mit einem Angriff der Irakis auf Grenzorte. Die gesamte
Luftwaffe unterbindet effektiv den Nachschub.
Die Mujahedin in Afghanistan sind stark angeschlagen.
Die Vervierfachung der Truppen der Sowjets hat sie bis nach Pakistan
abgedrängt, viele setzen sich dorthin ab.
Inzwischen hat der KGB in Teheran eine Putschistenorgaisation
aufgebaut, die den islamistischen Khomeni stürzen soll und die Regierung
unter Arrest stellt. Diese Aktion gelingt und die Sowjets fallen
in den Iran ein. Die Iran-Truppen, an der Grenze zum Irak gebunden,
müssen im Radiohören, dass die sowjetischen Truppen Teheran "befreit"
und die KP Irans die Regierung übernommen haben.
Zwischen Indien und Pakistan baut sich 1982 ein
neuer Kaschmirkonflikt auf. An der umstrittenen Grenze stehen sich
1,5 Millionen Soldaten gegenüber, beide bestens armiert. Auch wollen
die Sowjets eine effektive Zange um Israel bilden. Syrien und Jordanien
zeigen sich gewillt. Nach und nach gleitet den USA die Region Asien
aus den Armen.
Die Region Afrika soll nun focussiert werden, um
wenigstens dort Erfolge zu erzielen.
*
[Posting 05.Andriz]
Während also die USA eine massive Militärpräsenz
in den "freien" arabischen Ölstaaten unterhält, häufen sich die
internen Probleme der Sowjets: Zwar waren die Interventionen in
Iran und Afghanistan erfolgreich, doch verschlingt der massivste
Militäreinsatz seit Ende des 2. Weltkrieges gigantische Summen.
Der Ausbau der Wirtschaft in der Heimat stockt, Unmut macht sich
breit.
Der junge ZK Sekretär Gorbatschov versucht den
Generalsekretär Andropow auf die desolate Wirtschaftssituation aufmerksam
zu machen - doch er fällt in Ungnade und wird auf einen Parteiposten
in Sibirien abgeschoben.
Angesichts der aggressiven Politik der UdSSR fällt
den Europäern die Zustimmung zum NATO-Doppelbeschluss leicht - Schmidt
stürzt nicht über die Zustimmung zur Stationierung der Pershing
II Mittelstreckenraketen und auch die Erhöhung des Militärbudgets
findet vermehrt Zustimmung. Die deutsche Linke, nach dem Sieg der
USA stiller geworden, versinkt in Bedeutungslosigkeit: Der Aggressor
ist auf einmal die rote Armee. 1982 greifen die Israelis in einem
Präventionsschlag Luftwaffenstützpunkte in Syrien und Jordanien
an und marschieren im Libanon ein, um die PLO aus dem Land zu treiben.
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[Posting 06.Andriz]
Vierzehn Tage nachdem die Israelis ihre Luftangriffe
begonnen haben erreichen die ersten Armeeeinheiten den Stadtrand
von Beirut. Hier machen sie halt und ziehen einen Belagerungsring
um den islamisch-kontrollierten Ostteil der Stadt. Die Syrer, denen
eine Reaktion angesichts der totalen Luftüberlegenheit schwerfällt,
rufen die Sowjets um Hilfe. Die reagieren - am 1. August treffen
je ein Dutzend Mig-23 aus der UdSSR, dem Irak und Bulgarien ein,
dazu sechs F-14 aus dem Iran. Doch die Aktion wurde vom CIA den
Israelis mitgeteilt - diesen gelingt es in einem einzigen Gewaltschlag,
siebzehn der eingetroffenen Maschinen am Boden zu zerstören, dazu
- viel schlimmer - kommt ein Dutzend der hochausgebildeten Piloten
ums Leben. Die Israelis fühlen sich in ihrer Politik bestärkt und
rücken nun auch in Syrien ein. Während Long-Range Artillerie von
den Golanhöhen aus Damaskus beschiessen, erobern Bodentruppen Ort
um Ort. Am 14. August sieht sich der syrische Staatschef Assad gezwungen,
die Hauptstadt zu verlassen. Er zieht sich in Richtung Irak zurück.
Dort mobilisiert Saddam seine Armee, um in Syrien einzumarschieren.
Ein Schachzug, der dem Iraker eigentlich nicht passt - Syrien hat
kein Öl, einen Haufen islamischer Fundamentalisten im Staat, mit
Israel einen höllisch gefährlichen Nachbarn und überhaupt macht
so ein Staat viel zu viel Arbeit. In einer vertraulichen Absprache
einigen sich Israelis und der Iraker: Erstere bleiben vor Damaskus
stehen, Letzterer stellt Assad ein paar Truppen zur Verfügung und
kann einen grossen "Sieg" verbuchen, indem er den Vormarsch der
Israelis zum Stoppen bringt.
Ein Jahr später hat Saddam ganz andere Sorgen -
im Iran, unter der Kontrolle einer Marionettenregierung der Sowjets,
scheint sich das Afghanistan Syndrom zu wiederholen: Regierungstreue
Truppen stehen auf verlorenem Posten, die fundamentalistische Opposition
ist in den Untergrund gegangen und wird vom CIA bewaffnet. Langsam
setzt sich die Erkenntnis durch, das der Schah vielleicht doch das
kleinere Übel gewesen ist. Mittlerweile leidet der gesamte Ostblock
unter dem Engagement der Sowjets in Arabien. Polen hat zusätzlich
mit einem neuen Gegner zu kämpfen - Giovanni Paolo II, der neue
Papst... ein Pole. Ein politischer Pole - und ein kritischer Faktor
in dem stark vom Katholizismus geprägten Land. Die DDR wiederum
unter Erich Honecker bemüht sich verzweifelt um einen Milliardenkredit
der BRD. Als Zugeständnis werden die Selbstschussanlagen an der
innerdeutschen Grenze abgebaut, 120.000 ausreisewilligen Bürgern
Pässe ausgestellt, politische Gefangene freigelassen, Bürgern über
55 Jahren Reisefreiheit erteilt. Die Folgen sind absehbar - in der
DDR erfährt nun jedermann über den höheren Lebensstandard in der
BRD. Der CIA berichtet dem US-Präsidenten Reagan in einem Report
im Dezember 1983: "Der Ostblock bröckelt."
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[Posting 06.Churchill]
Honecker reist 1984 in die BRD, um die am seidernen
Faden hängende DDR mit weiteren Krediten am Leben zu erhalten. Mit
mehr Privatisierung von Kleinbetrieben und mehr Meinungsfreiheit
will er die Bröckchen im Osten wegwischen, vergeblich.
1986 stagniert die Wirtschaft.
Das Haushaltsdefizit beträgt 12 Milliarden Mark
West. In Leipzig, Jena und weiteren Grossstädten werden Bürgerbewegungen
und Gewerkschaften gegründet.
Die Bundesregierung will ein Verbot dieser Organisationen
verhindern, indem sie Honecker einen weiteren Kredit in Aussicht
stellt. Als Zugeständnis dürfen diese Gewerkschaften nicht verboten
werden. Der Greis geht darauf ein, zum Schein.
Israel hat sich eine dicke Pufferzone eingerichtet
und verzichtet auf weitere Expansion. Die Sowjets marschieren im
Iran ein. Diesmal geht die Säuberungsaktion gegen Freischärler in
die Hose: Hind-Helikopter werden von Stingern abgeschossen und die
Bodentruppen in Hinterhalte gelockt.
Die Russen erleben ihr Vietnam, im "Wüstendschundel"
(wenn ihr das Wortspiel erlaubt).
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